"Lemonading"-Phänomen: Wer diese Eigenschaft hat, kommt besser durch schwere Zeiten
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Was hilft uns, schwierige Zeiten gut durchzustehen? Optimistisch zu bleiben? Eine Charaktereigenschaft ist essenziell, belegt eine aktuelle Studie.
In schwierigen Zeiten möchte ich stets eins tun: mir die Bettdecke über den Kopf ziehen und erst nach einer Woche wieder aufwachen. Wenn hoffentlich alles wieder gut ist. So war es bei der Krebsdiagnose meiner Oma, bei Absagen von Jobanfragen und so ist es aktuell bei den Ergebnissen der Bundestagswahl. Ich fühle mich verzweifelt, traurig, machtlos. Kann nicht bitte mal wieder eine langanhaltende, richtig gute Zeit im Leben kommen?
Ich weiß: egal ob im persönlichen Umfeld, im Berufsalltag oder bezüglich der weltpolitischen Lage – wir erleben unweigerlich nicht nur Höhen, sondern auch Tiefen. Das ist normal. Und es ist auch normal, dass wir unterschiedlich damit umgehen. Während es einige schaffen, in schwierigen Phasen hoffnungsvoll zu bleiben und auf eine bessere Zeit hinzuarbeiten, sind andere wie ich. Wir bleiben wie gelähmt auf der Stelle stehen.
Studie: "Lemonading" hilft durch schwere ZeitenIn einer aktuellen Studie haben sich Forschende mit einer Fragestellung beschäftigt, die mir seit Ewigkeiten im Kopf schwebt: Wie schaffen wir es am besten, mit schwierigen Zeiten umzugehen? Spoiler: verzweifelt Verharren ist nicht die korrekte Antwort. Schade, aber keine Überraschung. Was das Studienteam stattdessen empfiehlt: "Lemonading".
Darunter verstehen sie "die Eigenschaft, sich auch unter schwierigen Umständen positive Erfahrungen vorstellen und sie generieren zu können", erklärt Hauptautorin Xiangyou Shen, Sozialwissenschaftlerin an der Oregon State University in Corvallis. Wie bei dem Lebensmotto: "Wenn dir das Leben eine Zitrone schenkt, mache Limonade daraus".
Eine Charaktereigenschaft ist entscheidendAus der Befragung von 503 US-amerikanischen Erwachsenen zum Zeitpunkt der Corona-Pandemie, das heißt im Fokus standen unter anderem Lockdowns, soziale Distanzen, die Angst vor Ansteckung und eine unsichere Zukunft, leiteten die Forschenden eine essenzielle Eigenschaft für schwierige Zeiten ab: Verspieltheit.
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Du möchtest wissen, wie du besser mit Stress-Situationen umgehen kannst? Du suchst nach Routinen, die dich beim Abschalten unterstützen? Du möchtest endlich mal wieder gut ein- bzw. durchschlafen? Diese und weitere Fragen beantworten wir in unserem PDF-Dossier.
Verspielte Menschen streben stets nach Spaß, sind neugierig, kreativ und flexibel – all das führt der Studie zufolge dazu, dass schwierige Zeiten besser überstanden werden. Je mehr die Eigenschaft ausgeprägt war, desto optimistischer gestaltete sich der Zukunftsblick. Und zwar ohne die Ernsthaftigkeit der Lage außer Acht zu lassen:
"Die verspielten Studienteilnehmenden haben weder die Risiken von Covid-19 kleingeredet, noch die Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen überschätzt", fasst Shen zusammen. Der entscheidende Faktor: "Sie richteten ihren Fokus auf Möglichkeiten für positive Veränderungen und Wachstum und beleuchteten potenzielle Wege nach vorne, auch in dunklen Zeiten."
Und wenn ich nicht verspielt bin?So spannend ich die Studienergebnisse auch finde, ich habe ein Problem mit ihnen: denn ich würde mich nicht unbedingt als verspielte Person bezeichnen. Pech gehabt? Zum Glück nicht. Verspieltheit soll in gewissem Maße erlernbar sein, motiviert die Hauptautorin und betont: "Man muss nicht spielen, um verspielt zu sein." Es soll reichen, uns Aktivitäten zu suchen, die Freude bereiten und Zeit mit Menschen zu verbringen, mit denen wir lachen können. "Es geht darum, Spaß, Offenheit und Flexibilität in alltägliche Momente zu bringen", resümiert Shen.
Brigitte
brigitte